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Die biologische Grundlage von Schönheitsmerkmalen

 Bei der Recherche zu meinem Fachbuch stieß ich vor einigen Jahren auf eine interessante Tatsache, die mir die Kommunikation mit unseren Patienten stark erleichtert und die auch für Sie als Patienten interessant sein dürfte: Es existiert eine biologische Grundlage von Attraktivitätsfaktoren bzw. Schönheitsidealen, die bei uns Menschen auf die selbe Weise funktionieren, wie bei bestimmten Tierarten, die in hierarchischen Gemeinschaften leben.

 Biologisch gesehen sind wir Menschen Tiere. Tiere können sich untereinander mit unterschiedlichen Sinnesorganen erkennen. So identifizieren sich  z.B. Hunde in erster Linie über den Geruchssinn oder Delfine akustisch. Die Qualität des jeweiligen Signals bestimmt den Grad des „Hundseins“ oder „Delfinseins“. Wir Menschen sind visuelle Tiere und wir erkennen uns gegenseitig in erster Linie aufgrund des Anblicks. Ebenso wie die Qualität eines Geruchs oder akustischen Signals genetisch als Instinkte festgelegt sind, sind die sozialen visuellen Signale in uns als Archetypen festgelegt. Ein schöner Mensch wird von uns nicht nur abstrakt als schön angesehen, sondern auch intelligenterer, erfolgreicherer, fürsorglicherer, sozialerer, kurz als menschlicherer Mensch empfunden.

 Zur Verdeutlichung sei das Beispiel unserer Augen angeführt. Wir Menschen weisen unter den Primaten eine einzigartige ausgeprägte Entblößung des Augenweißes auf (Abb. 1 d und e). Der Grund liegt, wie man annimmt, in der sozialen Bedeutung der Augen und des menschlichen Blickes. Bei großen sichtbaren Sclera ist es selbst über größerer Entfernung einfach, exakt zu erkennen, wohin der Blick des anderen gerichtet ist.

       Abb. 1

       Abb. 2

 Dies erhöht nicht nur die Zuverlässigkeit des Signals, sondern auch die Bandbreite der Kommunikation. Kosmetiker sind sich der Bedeutung der Sclera bewusst und dunkeln die direkt benachbarten Zonen ab, um dieses optische Signal noch zu verstärken (Abb. 2). Kosmetik ist in zum große Teil Kontrastverstärkung (Abb. 3).

 

               Abb. 3

 Regelmäßig werden auch auf den Cover-Fotografien in Modemagazinen die feinen roten Äderchen, die in jedem Augapfel zu finden sind, retouchiert, um durch ein makelloses Weiß einen schöneren Eindruck zu erzielen. Das andere Weiß, welches aufgehellt und bereinigt wird, ist das der Zähne. Helle Zähne kontrastieren stärker mit den Lippen und dem Zahnfleisch. Die Kontrastverstärkung ist ein wesentliches Mittel, um körperliche Merkmale mit sozialer Signalwirkung zu modifizieren. Dies trifft auch auf die Lippen zu. Durch Lippenstift werden die Lippen in der Regel farblich betont und vergrößert. Da Kinderlippen röter sind, als bei Erwachsenen bewirkt dies ebenso wie das Auftragen von Rouge auf die Wangen, einen jugendlicheren Eindruck.

 Ein wesentliches Signal dieser sozialen Kommunikation über das Äußere ist unser Status. Dieser Aspekt ist auch bei Zähnen nicht zu vernachlässigen. Ein strahlendes Lächeln und eine Reihe weißer Zähne signalisieren Erfolg und Wohlstand. Ebenso wie der Pfau seine Federpracht nicht dem Weibchen zuwendet (dieses bekommt meist nur die braune Rückseite des Rades zu sehen), sondern den Männchen in der Gruppe, so soll auch das strahlende Lächeln seine Wirkung auf die Kollegen, Freunde oder Freundinnen unserer Patienten nicht verfehlen. Weiße Zähne erleichtern nicht so sehr die Partnersuche, sondern untermauern vielmehr unseren Status in der Gruppe oder der Gesellschaft.

 Ein weiterer interessanter biologischer Aspekt unseres Gebisses ist seine archaische Funktion als Waffe. Wie wir an Tieren beobachten können, kann ein Gebiss eine hochwirksame und lebensgefährliche Waffe darstellen. In einer verzweifelten oder emotional kritischen Lage kommt es auch bei uns zivilisierten Menschen vor, dass wir das Gebiss als Waffe einsetzen. Auch im übertragenen Sinn als „Symbolwaffe“ hat es bis in die heutige Zeit eine besondere emotionale und kommunikative Bedeutung beibehalten. Dass es eine der ältesten Waffen ist, heißt nicht zwangsläufig, dass es seine Bedeutung verloren hätte. Im Gegenteil schätzen wir Waffen umso höher, je bewährter sie sind. Ebenso wie auch heute noch beim modernen Militär ein glänzender aber nutzloser Paradesäbel in hohem Ansehen steht, so schätzen wir auch eine blendende Zahnreihe sehr hoch.

 In unserer menschlichen sozialen und biologischen Entwicklung hat die Frage von Rang und Status in der Gruppe immer die herausragende Rolle gespielt. Das hat diese Stereotypen sozialer Anatomie so fundamental in uns verankert. Wir tragen das Vorurteil im Leibe.

Abb. 4

 Menschen neigen dazu das Kinn vorzuschieben, wenn sie ärgerlich sind und es zurückzuziehen, wenn sie unterwürfig sind. Bei Kleinkindern ist dies besonders offensichtlich, da hier die Unterlippe diesen Ausdruck verstärkt. Das Kind links presst die Unterlippe in einer Trotzhaltung nach außen, während es rechts aus Scham die Lippe zurückzieht (Abb. 4). Auch Erwachsene beißen auf Ihre Unterlippe, wenn sie zurückgewiesen werden. Infolge des von uns beobachteten Verhaltens anderer Menschen sind wir auf solche Urteile konditioniert. Ein Mann mit einem fliehenden Kinn erweckt eher den Eindruck eines Schwächlings, während ein  dominantes Kinn Männlichkeit signalisiert. Status bedeutet zwei  Möglichkeiten unseres Verhältnisses zu unseren Mitmenschen: Dominanz und Unterordnung. Beides drückt sich in unserem Äußeren aus.

Abb. 5

 Wir unterscheiden uns alle hinsichtlich des Grades an Unterordnung oder Dominanz unseren Mitmenschen gegenüber und unser Äußeres spiegelt das häufig wider. Eine grell geschminkte Frau, mit glitzerndem Schmuck und kräftigen Farben in der Kleidung sendet allein durch ihr Äußeres völlig andere Signale aus, als eine „graue Maus“, welche lieber Ihre Natürlichkeit betont. Diese Skala existiert auch bei der Gestaltung von Zähnen. Einige Patienten bevorzugen unauffälligen Zahnersatz, der genau so aussehen soll, wie natürliche Zähne mit all Ihren kleinen Fehlern und Verfärbungen (Abb. 6 oben). Das Gegenteil sind Patienten, die nicht nur schöne, sondern „perfekte“ Zähne wünschen und in diesen Fällen liegen die Vorstellungen hinsichtlich der idealen Zahnfarbe weit jenseits des natürlichen Spektrums (Abb. 6 unten). Dazwischen sind alle Abstufungen möglich und auch beide Extreme sind absolut legitim. Es unterliegt der persönlichen Entscheidung und Vorliebe des Patienten, welche Kronen oder Veneers er haben möchte. Unsere Aufgabe als Zahnärzte und Zahntechniker ist es , diese Wünsche richtig zu verstehen und die zu erfüllen. Wir sind mit unserer Erfahrung und Methoden in der Lage jede Arten von Zahnformen und Zahnfarbe beim Zahnersatz zu realisieren. Das Wissen um diese Skala hilft uns dabei sehr, denn wenn wir einschätzen können, wo sich ein Patient darauf befindet , haben wir dessen Vorstellungen zum größten Teil schon erfasst.

                       Abb. 6

Jan Hajtó

Ersttermin

 Der erste Termin bei Ihrem Arzt ist der wichtigste Termin von allen. Sowohl Arzt als auch Patient sollten sich ausreichend Zeit nehmen, um sich in Ruhe gegenseitig kennenzulernen.

 Wir Ärzte sammeln dabei wichtige Informationen, wie z.B. die Krankengeschichte, klinische Befunde oder auch Röntgenaufnahmen, die uns die unter dem Zahnfleisch verborgenen 2/3 der Zähne sichtbar machen. In vielen Fällen fertigen wir intraorale Fotografien an. Diese erlauben es uns nicht nur, unseren Patienten sofort mögliche Probleme zu zeigen, sondern dienen uns auch als Dokumentation des Ausgangszustandes bzw. Behandlungsergebnisses und als Grundlage für die sorgfältige Planung eventuell notwendiger Maßnahmen. Diese Art der Dokumentation ist entscheidend, um schleichende Veränderungen des Gesundheitszustandes der Mundhöhle zu erkennen und gemeinsam mit unseren Kollegen oder Zahntechnikern solide Behandlungspläne erstellen zu können.

 Sie als Patient erfahren auch vieles über uns Ärzte, unsere Praxisphilosophie, die medizinischen Möglichkeiten und am allerwichtigsten den medizinischen Zustand Ihrer Zähne und der Mundhöhle. Sie erhalten eine objektive fachliche Einschätzung, die von einer möglichen akuten Einzelproblematik bis hin zu einem umfassenden langfristigen individuellen Behandlungs-, Erhaltungs- und Prophylaxekonzept reicht. Im Idealfall erfahren Sie alles Notwendige über den Gesamtzustand, Behandlungsalternativen und darüber, welche Maßnahmen notwendig sind, um Ihre Mundgesundheit auf Dauer zu erhalten. Wir glauben, dass eine gute Aufklärung und umfassende Informationen das Wertvollste sind, das wir Ihnen anbieten können.

 Sie sollten während dem Gespräch alle Sie interessierenden Fragen stellen sowie Ihre Bedenken und Wünsche äußern. Unsere Antworten sollten es Ihnen ermöglichen, eventuell vorhandene Probleme zu verstehen und nachzuvollziehen, damit Sie bei der Wahl der richtigen Behandlung oder weiteren Vorgehensweise mitbestimmen können. Stellen Sie unsere Erfahrung und Kompetenz ruhig auf die Probe, um festzustellen, wie wohl sie sich in unserer Betreuung fühlen.

 Auch wir Ärzte sind manchmal Patienten. Daher möchten wir uns als Ärzte um Sie auf die gleiche Weise kümmern dürfen, wie wir es für uns selbst gerne hätten. Aus diesem Grund nehmen wir uns für einen Erstberatungstermin immer ausreichend Zeit und untersuchen jeden neuen Patienten sehr ausführlich. Denn dies ermöglicht es uns, unsere Patienten so zu behandeln, wie wir es uns auch für uns wünschen.

Jan Hajtó & Costin Marinescu

                                                                                                                                                                        IMPRESSUM